Unterwegs
- Johanna
- 26. Juli 2022
- 3 Min. Lesezeit
Ja, mir gehen langsam die Ideen für kreative Blog-Titel aus. Ich hab auch schon überlegt, sie einfach zu nummerieren, aber das ist wahrscheinlich noch schlimmer, als Titel wie "Unterwegs" zu nehmen. Ich bin jetzt seit drei Wochen am rumreisen und langsam verschwimmen die Städte zu einer einzigen, weil ich nie länger als drei Tage bleibe.

Ich musste gerade nochmal nachlesen, was ich in dem letzten Post geschrieben habe. Nottingham kommt mir ewig weit weg vor. Die Stadt selbst war echt hübsch, das Hostel aber nicht das aktivste. Ich blieb nur für eine Nacht und nahm am nächsten Tag den Zug Richtung Hathersage, ein kleines Dorf im Peak District National Park. Ich hatte unfassbar viel Glück mit meinem Airbnb, welches einer alten Lady gehört, die mich sogar vom Bahnhof abholte. Sie setzte sich mit mir zusammen und zeigte mir ihre liebsten Wanderrouten durch den Peak District, und weil es ein sehr warmer Tag war, machte ich abends noch einen Spaziergang am Fluss entlang. Die Landschaft bestand hauptsächlich aus dunklem Stein, Kühen und Schafen und Wald. Von meinem Zimmer aus konnte ich in das Tal sehen, wo die Sonne unterging und der Himmel sich dunkel färbte. Es war noch heißer am nächsten Tag, aber meine Wanderroute auf den nächsten Berg war die Anstrengung alle mal wert. Ich lief teilweise durch Wäldchen, die magisch wirkten. Unzählige Wasserfälle, moosbewachsene Wurzeln, Steinanordnungen und Vogelgezwitscher. Eine andere Welt.
Von Hathersage ging es weiter nach Liverpool, wo ich immer noch Gänsehaut kriege, wenn ich an das ranzige Hostel denke. Ich erspare euch die Details. Liverpool selbst war aber sehr cool, ich ging abends mit ein paar Mädels in den Cavern Club, wo die Beatles berühmt geworden sind. Irgendjemand organisierte einen Edding und wir verewigten uns auf den Betonmauern des Clubs (okay, bis jemand unsere Namen überschreibt). Mein Tagesausflug nach Manchester war unspektakulär, ich kann mich nicht mehr mal dran erinnern, was ich da gemacht habe.
Als ich endlich das Hostel verließ (zwei Stunden bevor mein Zug abfuhr, weil ich es nicht mehr aushielt), war ich sehr erleichtert, dass es weiter ging.
Meine nächste Station war Borrowdale am Derwentwater im Lake District National Park. Ich hatte sehr viel positives über den Lake District gehört und betete, dass mein Hostel nicht so scheiße sein würde wie das in Liverpool. Anscheindend wurden meine Gebete erhört, denn die viktorianische Villa war extrem sauber, hell, das Personal super herzlich und von meinem Bett aus hatte ich eine Aussicht auf die Berge und den See. Ich schnackte mit den Ladys in meinem Zimmer, alle mindestens 10 Jahre älter als ich, und wanderte am nächsten Tag auf den Berg Cat Bells. Genau genommen wanderte ich nur auf Cat Bells, sondern auch auf die nächsten Gipfel Maiden Moor und High Spy, weil ich den Abstiegspfad verpasste. Natürilch musste ich mich dann auch noch verlaufen. Die Aussichten waren zwar Atemberaubend, aber dann einen steilen Berg runterzukletter, kein GPS oder Internetempfang zu haben, und in der Hitze verzweifelt nach etwas zu suchen, was ein Pfad sein könnte, war nicht das Highlight meines Tages (ich hab irgendwann den Weg gefunden, als ich im Hostel ankam sagte meine Wanderapp, dass ich stolz auf meinen 30 Kilometer Marsch und 900 Meter Aufstieg sein sollte). Ich bewegte mich nicht viel den nächsten Tag, schlenderte am See entlang und versuchte, meinen Muskelkater zu ignorieren.
Ich fuhr weiter nach Windermere, ein Ort im Süden des Lake Districts, um meine Eltern zu treffen. Gott, war das schön! Familie, Gesellschaft, und absolut keine Verantwortung für die Tagesgestaltung. Ich hatte vergessen, wie angenehm es sein kann, nicht mit 9 Fremden in einem Raum zu schlafen.
Von Windermere aus ging es nach Newcastle, wo ich ein sehr interessantes Gespräch mit dem Hosteltypen über Veganismus führte. Nach einer Nacht ging es endlich gen Norden, mein erster Halt war Edinburgh. Die Altstadt sieht aus wie aus einem Märchen, mit Türmchen, winzigen Gassen und Dudelsackmusik. Jeder zweite Laden verkaufte schottische Klamotten oder war ein Pub. Das Hostel war sehr nice, und die Leute richtig gut drauf. Abends zogen wir los zu einem Pub mit Live-Musik. Die meisten dort waren um 8 schon so besoffen, dass keiner mehr richtig stehen konnte. Ein Typ fragte mich 7 Mal nach meinem Namen und 9 Mal, was ich denn trinken möchte. Irgendwann gab ich auf, ihn zu verstehen, und versuchte ihm lachend zu erklären, das sein Genuschel mit schottischem Akzent keine Sprache mehr ergaben.
Gestern bin ich nach Aberdeen weitergefahren, definitiv keine gute Entscheidung. Aberdeen ist mit Abstand eine der hässlichsten Städte, die ausschließlich nach dem Motto "50 Shades of Grey" errichtet wurde. Kein Witz, alle Gebäude sind gleich grau und gleich gebaut. Meine Unterkunft, irgendein Guesthouse, war wiedermal ein Reinfall, und jetzt schlage ich am Bahnhof Zeit tot, bis mein Zug nach Inverness abfährt. Ich freu mich sehr auf die Highlands, nach Inverness gehts auf die Isle of Skye und wieder zurück in die Highlands nach Glencoe. Freut euch aufs nächste Reiseupdate!
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