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Melancholie?

  • Autorenbild: Johanna
    Johanna
  • 27. Apr. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Fast jeder Blog hat bis jetzt mit Sehnsucht geendet. Sehnsucht nach Zuhause, Sehnsucht nach dem Ort, an dem ich gerade bin oder Sehnsucht nach Orten, an denen ich noch nicht war. Momentan ist es Sehnsucht nach etwas, was ich nicht haben kann: mehr Zeit in London.



Der letzte Blog ist eine Weile her. Manchmal passiert so viel hintereinander in wenigen Tagen, dass ich meinen Laptop nicht mal angucke. Doch hier kommen wieder die Neuigkeiten der letzten Wochen, auch wenn so viel los war, dass ich wahrscheinlich nicht alles zusammen bekommen werde (paar Updates gibt’s auch bei „Orte“ ; )).


Nach Maeves und meinem Margate-Ausflug hat sich der Term auch dem Ende zugeneigt. Die meiste Zeit waren meine Professoren streiken, natürlich nur nicht für das Seminar, was mir am wenigsten gefiel. Also habe ich tagsüber in der Bibliothek gesessen, mir mit Kaffee mein Gehirn bei Laune gehalten und bin mit Einbruch der Dunkelheit nach Hause gelaufen.

Doch da hat auch der spaßige Teil des Tages angefangen. Im Februar und März sind die Mädels und ich sehr doll in Feierlaune gewesen. So ging es beinahe im Wechsel in unsere Lieblingsclubs Jazz Café und Heaven, wo wir tanzten, bis die Türen schlossen. Der Tag darauf begann meistens mit einem nachmittäglichen Meeting in der Küche, wo wir uns mit unseren Laptops und Büchern hinsetzten, und versuchten produktiv zu sein. Meistens hörte man nur das Klackern der Tastaturen, Lofi-Beats im Hintergrund und das gelegentliche Rascheln, wenn jemand aufstand, um einen Snack zu holen. Unsere Mitbewohnis betrachteten unsere müden Gesichter und die gestempelten Handgelenke und hatten auch irgendwann aufgegeben, uns zu fragen, wie oft wir die Woche los waren. Für ein bisschen Sauerstoff ging es meistens an den Regent’s Canal, wo die Sonne auf dem Wasser glitzerte.


Es war eine dieser Phasen im Leben, wo man trotz dem ganzen Trubel stolz war, ein bisschen studiert zu haben. Denn obwohl wir viel unterwegs waren, kamen Lernsessions nicht zu kurz! Okay, das war auch einfach dem Zeitdruck sich nähernder Deadlines geschuldet.

Unsere Wege führten nicht nur in Clubs, sondern auch Jazz Bars, wo wir uns von Musikern verzaubern ließen. Mittlerweile haben wir jeden Monat die Late Late Show in Ronnie Scotts mit Vula Malinga dick in unsere Kalender eingetragen, so gut ist es! Mal spazierten wir durch Covent Garden, gingen zu unserem Piercingstudio für ein bisschen neue Ohrdeko oder browsten in der Küche durch Spotify, während der Duft von Apfelcrumble den Raum erfüllte. Kein Tag verging, an dem Laurie, Maeve, Kesha und ich nicht für mindestens eine halbe Stunde quatschten und chillten.


Auch ein bisschen Heimat schneite ins Townhouse hinein. Im Februar kam Emily, mit der ich lange Spaziergänge an der Thames machte, Pizza essen ging und Hafermilch-Cappuccinos schlürfte. Henrike besuchte mich im März, wir besuchten einen Kochkurs und flanierten durch den Containerpark in Brixton. Auch wenn es jedes Mal schwer ist, meinen Freunden wieder Tschüss zu sagen, ist es genauso schön, sie willkommen zu heißen. Ich zeige meine Gegend, erzähle von meinen Lieblingsorten und verorte irgendwelche Stories der vergangenen Wochen. Es erinnert mich an Zuhause. Wieder mit meinen Leuten aus Deutschland zusammen zu sein, die wichtigsten Menschen in meinem Leben. Und sie dann den wichtigsten Menschen in meinem Leben in London vorzustellen.


Nun bin ich wieder am gleichen Punkt. Jeder Blog endet mit Sehnsucht. Auch wenn ich hier die beste Zeit meines Lebens habe, meine Freiheit in vollen Zügen genieße, ist es doch schön, an Zuhause zu denken. Und vor allem, ab und zu ein bisschen altes Zuhause hier zu haben. Der April ist fast vorbei und die meisten meiner Freunde haben Abflugdaten Mitte Juni. Die Zeit macht so große Schritte, dass niemand mehr mithalten kann. Eine komische Stimmung der Melancholie hat sich in unserer Gruppe eingestellt. Alle wissen, dass es bald vorbei ist, und doch wagt es niemand auszusprechen. Vielleicht ist es so leichter, wenn an nur den Moment lebt und nicht ans Ende denkt.

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