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Heimat

  • Autorenbild: Johanna
    Johanna
  • 28. Sept. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 20. Juli 2023

Hier ist er nun, der letzte Reiseblog. Ich sitze nicht in einem Hostel oder Zug, bin nicht in einer fremden Stadt oder abgelegenem Ort. Ich sitze zu Hause an unserem Esstisch an meinem Laptop.



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Ich brauchte eine Weile, um diesen letzten Eintrag zu starten. Ich bin seit über zwei Wochen wieder in Deutschland. So lange mir meine Reise auch vorkam, so lange kommt es mir auch vor, dass ich wieder in der Heimat bin. Aber trotzdem, von den finalen Tagen, die ich unterwegs war, wollte ich dennoch berichten.


Ja, ich musste gerade nochmal den letzten Blog checken, ich hab keine Ahnung mehr, was ich da geschrieben habe. Cork ist mir nicht mal wirklich in Erinnerung geblieben, also war es wohl nicht so spektakulär. Obwohl es schön war, mal wieder in Euros zu zahlen. Ich hatte wie immer richtig Glück mit meinen Hostel-Menschen, jede Nacht war ein Schnarcher im Bett über mir. Aber hey, dafür wurden Earplugs erfunden. Ich blieb auch nur 2 Nächte, bis es weiter nach Dublin ging.


Dublin war eine wirklich schöne Stadt, wenn auch ziemlich überfüllt. Ich schlenderte durch die Straßen und über den Uni-Campus, durch die Parks und Gassen und entlang der unzähligen Pubs. Einen Tag bin ich bis zum Strand gelaufen, leider hatte es so doll geregnet, dass man die nächsten 50 Meter nur erahnen konnte. Dublin war die letzte Station in Irland, bis ich freitags die Fähre zurück nach UK nahm. Wales war der Stop, bevor es nach London weiterging. Eigentlich war ich da nur wandern, viele andere Optionen hatte der Snowdonia National Park nicht zu bieten. Okay, ich war auch Auto-los, da kommt man meistens sowieso nicht so weit. Natürlich hab ich meine Traditionen aufrecht erhalten und mich schön verlaufen. Aber der eigentliche Weg führte über ein Privatgrundstück, dass hätte man nicht sehen können!


Als ich mit dem Zug in London Marylebone einfuhr, kamen mir ein bisschen die Tränen. Es war wie nach Hause kommen. Mein Lieblingsbus, der 205er, fuhr mich die Euston Road runter, vorbei an der Tottenham Court Road, meinem Stamm-Pret und der wunderschönen Kings Cross Station. Ich war zurück. Der Trubel, die roten Busse, die vertrauten Straßen, endlich hatte ich alles wieder um mir. Und endlich konnte ich meine Freunde wieder sehen!


Ich kam erneut bei Mariam unter. Gott, es war schön Zeit mit ihr zu verbringen! Sie ist einer dieser herzlichen und liebevollen Menschen, dessen positive Stimmung man einfach im Leben braucht. Wir gingen an der Themse spazieren, setzten uns beim Rathaus auf eine Bank und schnackten über die vergangen Wochen. Die Wolkenkratzer der Liverpool Street schalteten die Lichter an und langsam dämmerte es. In diesem Moment konnte ich mir nicht vorstellen, London jemals wieder zu verlassen.


Gut, ich hatte auch noch 2 Tage dort. Dienstag ging ich mit Joe essen und abends mit Adam in einen Pub. Was auch sonst haha. Es war nicht leicht, die beiden zu verabschieden. Ja, ich weiß, ich werde sie besuchen. Aber es ist nicht das Gleiche. Wie oft ist Joe spontan im Townhouse vorbei gekommen, wie oft haben Adam und ich uns durch die Pubs in der City probiert? Wie viele vegane Cafés haben Mariam und ich uns empfohlen, wie oft ist Erhuore noch abends mit uns losgezogen? Ich wollte es nicht missen. Ich wollte nicht auf das Leben dort verzichten.

Und trotzdem stieg ich Mittwochabend in den Eurostar und machte mich auf den Weg nach Paris.


Manche schwärmen von Paris, manche sagen es ist völlig überbewertet. Ich gehöre definitiv zu den Schwärmerinnen. Paris hat eine gewisse Magie, ähnlich wie London und Berlin, die einfach authentische Städte sind. Es war die perfekte Ablenkung von meiner Trauer wegen London, majestätische Denkmäler, Bistros und verschnörkelte Balkone. Ja, eventuell habe ich in diesen zwei Tagen dort Paris auf meine Liste möglicher Wohnorte gesetzt.

Doch auch diese Magie endete, als ich in den Zug nach Köln stieg. Natürlich nicht ohne eine Tüte voll mit Macarons und Pain au Chocolats für meine Familie.


Und jetzt bin ich wieder hier. In Deutschland, meinem altem Kinderzimmer. Ich glaube, so ganz habe ich es noch gar nicht begriffen, dass das Jahr vorbei ist. Vielleicht ist es momentan auch besser so, alles ein bisschen zu verdrängen. Die Erinnerungen einfach konservieren und an dem Lebensgefühl festzuhalten, bevor eine neue Phase beginnt. Auch wenn es mich unglaublich glücklich macht, in der Heimat zu sein und jeden Tag meine Familie und Freunde zu sehen, genauso macht es mich traurig, nicht jeden Tag in London zu sein. Denn es ist genauso meine Heimat geworden, und meine Freunde dort meine Familie in der Ferne.



 
 
 

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