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Freedom Day

  • Autorenbild: Johanna
    Johanna
  • 18. Apr. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Wie heißt es so schön? Neues Jahr, neues Glück. Ein neues Jahr hat definitive angefangen, doch damit auch neue Rekorde an Covid-Fällen in London. Selbst die ignorante Regierung hat Maßnahmen beschlossen. Trotzdem gingen meine Freunde feiern, was ich auch verstehen konnte. Ich blieb zuhause, die Aussicht Tage lang in meinem Zimmer eingesperrt zu sein war nicht die beste. Natürlich musste die Ironie des Lebens zuschlagen: während meine Mitbewohnis im Club tanzten und die FFP2-Maske meine beste Freundin wurde, hat genau ein Mensch im Haus Covid bekommen: Ich.

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Es war klar, dass es mich früher oder später in London erwischen würde. Die Sorglosigkeit, mit der die Londoner Corona behandeln spiegelte sich in den Zahlen wider. Egal, wie sehr man Menschenmassen vermeidet, die Wahrscheinlichkeiten sind gegen einen. Und so saß ich an einem Montagabend in meinem Zimmer, wartete darauf, dass mein Seminar los ging und überlegte, warum ich mich so merkwürdig fühlte. Nach Test Nummer drei war die Sachen relative eindeutig. Ich sagte allen Bescheid, mit denen ich unterwegs war, meine Mädels aus dem Townhouse machten mir Essen und ich versuchte mich mit meinem Gefängnis abzufinden.


Die Symptome waren nur die ersten Tage das Schlimmste an der Isolation. Nach einer Weile war es die Abhängigkeit. Alles, was ich sah, waren meine vier Wände, die Leute, die draußen auf der Straße ihren Weg gingen und die Startseite von Netflix. Ich konnte nicht darüber bestimmen was ich esse, wann ich esse, mich nicht bewegen, niemanden umarmen. Das war das Schlimmste.


Und natürlich musste ich diese Art von Covid haben, wo man nach 5 Tagen nicht negative testet. Aus der Hoffnung, früher rauszukommen, wurde Frustration. 5 Tage wurden zu 6, zu 7,8,9, bis ich volle 10 Tage Löcher in die Decke starrte.

Mein erster Weg nach draußen führte direkt ins Gym. Endlich wieder meine Beine strecken, frische Luft schnappen und etwas anderes tun als Liegen. Ich umarmte meine Freunde, wir gingen spazieren, Pizza essen und genossen einfach die Zeit. Manchmal hielt ich an, nur um mir die Sonne aufs Gesicht scheinen zu lassen, die mir durch mein Nord-Ost-Fenster verwehrt blieb.


Am zweiten Tag in Freiheit entschieden Maeve und ich ziemlich spontan nach Margate zu fahren. Die kleine Stadt liegt weit im Osten der UK, an der Küste. Die Zugfahrt führte uns durch Industriegebiete, Dörfer und ein Meer an klassischer englischer Architektur. Unsere Ankunft wurde von stürmischem Wind begleitet. Die Luft war eisig und schneidend, der Strand menschenleer. Doch für uns war es perfekt. Naja, zumindest bis die Hände und Gesichter taub wurden. Wir liefen über den festen Sand, steckten ein paar Muscheln ein und beobachteten einen einsamen Kite-Surfer in der Brandung.


Der Tag führte und von einem süßen veganen Café in das örtliche Museum direkt an der Küste. Das Gebäude hatte hohe Decken, die genug Platz für die queeren Kunstinstallationen der Ausstellung boten. Museen haben etwas einnehmendes. Die besten Ausstellungen sind die, wo man verloren umherwandert, die Beschreibungen liest und vergisst, dass man sich eigentlich noch in der Realität befindet. Ab und zu flüsterten Maeve und ich uns Kommentare zu den Kunstwerken zu, bis wir schließlich an der großen Glasfront zum Meer hin standen und auf den Horizont schauten.


Der Tag gab mir genau das Gefühl, was ich so lange vermisst hatte. Spontanität, mit einer engen Freundin Zeit verbringen, einen fremden Ort kennenlernen und mit Leuten hinter den Tresen schnacken. Die Salzluft riechen, ewig lange den Weg an der Küste entlang gehen, die tausenden verschiedenen Farben des Sonnenuntergangs betrachten. Einfach wieder die Bestimmerin darüber zu sein, wo ich wann hin gehe. Es war ein perfektes Aufatmen nach tagelangem Kämpfen.

 
 
 

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