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Blauer Himmel, Graues Wasser

  • Autorenbild: Johanna
    Johanna
  • 18. Apr. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Drei Wochen. Mittlerweile kann ich gar nicht mehr so genau sagen, ob sich das lang oder kurz anfühlt. Aber immer wieder kommen die Momente, wo ich nur denke: "Wow. Ich bin in London".


Heute ist Montag, der 4. Oktober 2021. Ja, ich musste gerade erstmal nachschauen, welches Datum wir haben. Da erst morgen mein Kurs anfängt, hab ich noch nicht so ganz ein Gefühl für die Zeit entwickelt. Und es kam auch wie es kommen musste, auf die erste Erkältung folgte sogleich die zweite. Also habe ich die letzte Woche wieder seeeehr viel Zeit in meinem Bett verbracht, komische Halsbonbons gelutscht und sündhaft teuer Taschentücher verbraucht.

Aber: Heute war einfach nur ein guter Tag. Denn nach all dem Rumgeliege war es höchste Zeit, wieder mal rauszukommen. Ein Gang zum Supermarkt für einen Nussmix zählt einfach nicht als "rauskommen".


Schon der erste Blick aus meinem Fenster hat mich glücklich gemacht. Der grüne Baum, das Restaurant "The Norfolk Arms" mit seinem blauen Anstrich und das ranzige Straßenschild "Sandwich Street" wurden hübsch von der Sonne beleuchtet. Der Himmel war blau, so blau, dass ich beinahe vergaß, wie doll es die letzten Tage geregnet hat.


Zusammen mit Laurie, sie wohnt ein paar Stockwerke über mir, ging ich also los. Unser Ziel war Borough Market. Es ist einer dieser "muss man gesehen haben, wenn man in London war"-Orte. Laut Google hatten wir einen einstündigen Fußweg vor uns, von dem Laurie nicht ganz so begeistert war. Doch nachdem wir in die erste große Straße eingebogen waren und ein süßes Café für den ersten Kaffee fanden, war auch sie glücklich. Die Sonne schien in unsere Gesichter und auf den Straßen waren kaum Menschen unterwegs. Ich bin die Strecke noch nie gelaufen, nichts kam mir bekannt vor. Umso schöner war es, neue Pubs zu sehen, Blumenbeete auf den Bürgersteigen und Buslinien, die an unbekannte Orte führten.


Der ganze Weg kam mir nicht wie eine Stunden-Aktion vor. Es gab viel zu viel anzuschauen. Kurz vor der Themse entdeckten wir St. Pauls Cathedral, eine wunderschöne, riesige Kirche fast direkt am Wasser. Ihre verschnörkelten Türmchen ragten in den Himmel und die Kuppel war so gigantisch, dass man sie nicht mehr sehen konnte, sobald man nah genug war. Natürlich gab es keinen freien Eintritt, also freuten wir uns einfach so, dass wir sie gesehen hatten.


Weiter gings zur London Bridge, die den meisten wahrscheinlich aus dem ersten Teil des letzten Harry Potter Films bekannt vorkommt. Die Brücke, die die Todesser direkt am Anfang angreifen. Nur sah sie sehr viel schöner aus ohne die Todesser und den wolkigen Himmel. Auf der Brücke stehend konnte man bis ins Londoner Zentrum schauen. Funkelnde Wolkenkratzer, das "MI6" Gebäude aus James Bond, die Tower Bridge am Horizont und die Kathedrale im Rücken. Himmel blau, Wasser grau. Allein dieses Bild brachte mich zum Lächeln.


Beim Borough Market angekommen verstand ich auch gleich, warum es so eine Attraktion ist. Der Markt ist im Grunde eine riesige Halle mit Essensständen. Das Dach besteht aus einer grün-weißen Metallkonstruktion mit milchigen Gläsern. Das Essen reicht von gigantischen Käselaiben über Tierhälften bis hin zu Drachenfrüchten und exotischen Gewürzen. Wir drehten drei Runden, ehe wir das Gefühl hatten, alles gesehen zu haben.


Auf dem Rückweg liefen wir am Flussufer entlang Richtung Wohnheim. Noch immer schien die Sonne, und langsam fanden auch andere Menschen ihren Weg nach draußen. Laurie bog ab zur Uni, ich spazierte weiter am Wasser entlang. Und noch ein Highlight: ich hab meinen Weg ohne Google Maps nach Hause gefunden.

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