Endspurt
- Johanna
- 28. März 2024
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Mai 2024
Ich präsentiere: ein kleines Lebensupdate der letzten drei Monate! Ja, ich habe im anderen Fenster meinen Kalender offen, weil so viel los ist, dass ich nicht mal weiß, was letztes Wochenende abging. Wer hätte gedacht, dass man als Studentin doch noch so beschäftigt sein kann?

Erstmal: dicke Entschuldigung, dass ich hier so lange nichts mehr geschrieben habe! Aber wie die meisten mich bereits kennen, manchmal kommt einfach das Leben dazwischen. Da ich heute echt extrem wenig Uni gepackt habe und gerade sehr lustlos und uninspiriert durch Netflix scrollte, dachte ich, die Zeit kann man auch besser nutzen!
Und upsi, der letzte Blog ist jetzt auch schon wieder drei Monate her. Aber dann hab ich jetzt wenigstens ein paar Sachen zu berichten.
Januar
So schön Berlin auch war, ich hatte mich echt wieder gefreut, nach Rotterdam zurückzukehren. Einfach mit meinen Menschis rumhängen, nicht immer überall ewig hin brauchen, und meinen Alltag neu starten. Denn mit dem Januar begann auch sowas wie die letzte Phase des Masters.
Aber dazu gleich mehr. Das Jahr musste natürlich gebührend getauft werden, und Virgilio, aus dem ESN-Komitee für das ich mich engagiere, hatte die grandiose Idee, am 10. Januar ans Meer zu fahren und baden zu gehen. Noch grandioser war meine Entscheidung, da wirklich mitzumachen. Das Wetter war perfekt - äußerlich. Denn der Sonnenschein konnte die 1°C nicht bekämpfen. Und so machten wir uns mit ein paar anderen ESN-lern auf den Weg nach Hoek van Holland. Den Bikini hatte ich schon drunter, denn sonst hätten mich keine zehn Pferde ins Wasser bekommen. Mein semi-funktionierendes Immunsystem habe ich gekonnt ignoriert und dann standen wir auch schon in Badesachen am Strand. Ohne Witz - mir war noch nie im Leben so kalt gewesen. Nein, nicht mal während -15°C Wintern aufm Reiterhof. In der Sekunde, wo meine Füße den kalten, nassen Sand berührt haben, wurde sämtliche Körperwärme absorbiert. Ich dachte echt, ich falle mit dem Gesicht voraus ins Meer, so eisig und taub wurden meine Beine. Währenddessen sind die Jungs tatsächlich BIS ZUM HALS ins Wasser GERANNT (ja, ich, die verzweifelt versucht, auf Schritttempo zu erhöhen, sah so bescheuert aus wie es sich anhört). Definitiv ein erfrischender Start ins Jahr - und definitiv auch das letzte Mal, dass ich sowas machen werde. Aber hey, es war ein Erlebnis. Und danach im warmen Strandcafé sitzen war selten so schön.
Dann musste ich mich leider mit der Realität meines Studiums auseinandersetzen. Nachdem ich erstmal die Mädels gesehen hab, ging es direkt auf den Campus, denn irgendein Genie dachte sich, die Prüfungen für nach Weihnachten anzusetzen. Erstaunlicherweise war ich nicht annähernd so gestresst wie in der ersten Klausurenphase, die hauptsächlich von Tränen und purer Verzweiflung geprägt war. Ich glaube, zu dem Zeitpunkt habe ich mich einfach damit abgefunden, die ganze Sache mit neutraler Resignation anzugehen und sämtliche Ambitionen beiseite zu schieben. Überlebensmodus war an. Und so paukte ich mir sämtliche Inhalte in den Kopf, und löschte sie in der Sekunde, wo ich das Exam-Zentrum verließ wieder. Eine Woche vorher mit lernen anzufangen und nebenbei noch Paper zu schreiben war vielleicht auch nicht die intelligenteste Entscheidung meines Lebens. Aber, siehe da: alles bestanden!
Das Ende der Prüfungen ging nahtlos in die ESN Wintrodays über, wo wir neue internationale Studis begrüßen. Da Silvi und ich uns als Team-Guides gemeldet hatten, war das Wochenende heiß ersehnt. Und ja, wir hatten den Spaß unseres Lebens. Zumindest an dem ersten der zwei Tage, denn der endete in einer sehr, sehr wilden Party, deren Nachwirkungen am Sonntag noch nicht überstanden waren.
Auf das eine Highlight folgte auch direkt das nächste, denn Henrike kam zu Besuch! Dafür, dass wir beide sehr organisierte Menschen sind, war die ganze Aktion echt sehr ungeplant. Natürlich gingen wir zu ESN Tuesday, wo es uns aufm Rückweg wortwörtlich vom Fahrrad geweht hat. Auch Henrikes Handy legte eine kleine Flugshow im niederländischen Sturm hin, der sich von seiner besten Seite zeigte. Nach einem mittlerweile traditionellen Pancake-Frühstück und sehr vielen Folgen Shameless schafften wir es dann auch mal in die Stadt. Ich bin echt ein grausiger Tourguide, denn mir wurde dann auch bewusst, dass ich mich überhaupt nicht in Rotterdam auskenne. Abgesehen von den Essentials, Bar, Cafe, Restaurant, die natürlich alle vegan-freundlich sind, hab ich keine Ahnung was es zu sehen gibt. Bis sich herausstellte, dass man da auch gar keine Ahnung haben kann, denn abgesehen von ein, zwei komischen Gebäuden gibt es auch nichts wirklich zu sehen.
Februar
Danach plätscherte alles so vor sich hin. Ich war immer noch nicht wieder fit, denn irgendein Virus oder was auch immer, fand es extrem cool sich bei mir einzunisten und mir eine Dauer-Erkältung zu geben. Und so war ich jeden Tag auf dem Campus, ging zu meinen Kursen, traf mich täglich mit den Mädels, sah die ESN-Menschis und chillte mit meinen Mitbewohnerinnen. Die ersten Thesis-Treffen fanden statt und so langsam wurde es ernst. Ich war sehr dankbar dass mir die Themenwahl nicht allzu schwer viel, aber trotzdem stand noch viel an. Wahlkurs, Lab, Vorlesungen, alles sammelte sich so an. Okay, das meiste steht jetzt immer noch an, aber ich habe ein bisschen mehr meinen Frieden mit dem Workload geschlossen.
Damit wir nicht allzu doll im Campusleben versanken, nahmen wir uns immer Sachen außerhalb vor. So half Silvi bei einer Streichaktion in meinem Zimmer, die wir sehr effizient abschlossen. Und so genau schaut sich ja auch niemand meine Wände an. Malermeisterinnen wird wahrscheinlich nicht unser Plan B nach dem Master. In der größeren Gruppe gingen wir zu einer Schwanensee Vorstellung im Theater Rotterdam (nices Theater, fragwürdige Vorstellung), und holten die Woche drauf direkt wieder die schicken Sachen raus. Denn ESN Netherlands veranstaltete eine Gala in Utrecht. Gut, es war weniger eine Gala als eine Party, wo alle fancy aussahen, aber Silvi, Nici und ich hatten trotzdem unseren Spaß. Und da die Wochenenden meistens für Tanzen gehen reserviert sind, zogen wir den nächsten Freitag nach Delfshaven zu einem Techno- Kollektiv, das in einem alten Wohnhaus auflegte. Ich habe lange nicht mehr so gute Techno-DJs erlebt (Coda-Collective, falls wer reinhören möchte ;)).
Weiteres Highlight im Februar war ein Piano Konzert auf dem Campus. Das besondere: es war ein Liegekonzert, wo man einfach eine Matte mitbringen konnte und im Liegen dem Konzert zuhörte. Falls ihr sowas jemals seht, geht hin! Es war so unfassbar schön, einfach mit Greta und Silvi auf unseren Yogamatten zu liegen, mit den Jacken im Nacken und die Seele baumeln zu lassen. Als wir danach zu den Fahrrädern liefen, waren alle sehr Zen und glücklich. So wie es sein soll.
Und trotzdem packte mich auf einmal das Heimweh. Oder besser gesagt, Freundesweh. Nachdem ich mit Joni telefonierte, wollte ich einfach nur bei den Jungs in der WG chillen, mit meinen Großeltern schnacken und Lüneburg sehen. Also fuhr ich sehr spontan nach Lüneburg, um alle zu sehen und ein bisschen aus Rotterdam rauszukommen. Zufälligerweise waren dann auch alle meine Menschis aus Rotterdam an dem Wochenende weg, sodass sich alles fügte. Und Lüneburg war einfach nur schön. Ich übernachtete im Wechsel bei Oma und Opa oder in der WG, saß mit Greta in der Küche, und spielte mit Bjarne, Joni und Jonny Karten. Manchmal muss man seiner Freundesweh einfach nachgehen.
März
Zurück in Rotterdam startete ich mit frischer Energie in meine Masterarbeit, die langsam aber sicher konkreter wurde. Anfang März kamen meine Eltern zu Besuch, was auch unfassbar toll war. Wir fuhren nach Den Haag, spazierten durch Rotterdam und gingen in der Gele Kanarie (Lieblingsbar) und meinen Freunden was trinken. Auch wenn der Abschied, wie immer, nicht so leicht war, hatte ich direkt die nächste Ablenkung, denn wir veranstalteten den nächsten ESN Cantus. Und wir haben lange nicht mehr so viel getanzt! Auch wenn die Barkeeper etwas kritisch geguckt haben, als Silvi und ich auf dem Tresen ausgelassen "Umbrella" grölten.
Im März hat mein Körper es dann auch endlich mal geschafft, sämtliche Überbleibsel von meinen Erkältungen loszuwerden. Das war der Startschuss für Gretas und meine Gym-Mission, die wir bis jetzt echt gut durchgezogen haben! Beim Boxen bin ich auch wieder regelmäßig und das ist nach wie vor essentiell für meinen Wochenbeginn, denn sonst wüsste ich nicht wohin mit all dem Unistress. Man könnte es fast eine Struktur nennen.
Noch mehr Freundesweh wurde mit einem Abstecher in Göttingen bekämpft, wo ich mit Emily in der Mensa schlemmte, durch die Altstadt spazierte und Waffeln vor dem Fernseher schnabulierte. Ja, wir hatten beide extrem viel für die Uni zu tun, aber manchmal muss man einfach Prioritäten setzen! Auch wenn manche das Prokrastination nennen - bis lang funktioniert es ja. Nach Göttingen ging es weiter nach Berlin (habe das Unmögliche erreicht: ein Termin beim Berliner Bürgeramt), wo ich Carlotti und Melina sah und nochmal Zeit mit meinen Eltern verbringen konnte. Da schaffte ich es noch besser, sämtliche akademische Anforderungen zu ignorieren.
Doch leider verschwanden die damit nicht. Wieder zurück in Rotterdam begann erneut die Arbeitsphase, die bis Juni auch nicht wirklich aufhören wird. Und dann wurde mir auf einmal klar, dass wir hier nur noch weniger als 3 Monate haben. Gruselig.
Was wäre es für ein Blog, wenn er nicht mit ein bisschen Nostalgie und Nachdenklichkeit enden würde? Es ist schon komisch, dass jetzt der Endspurt für den Master begonnen hat, obwohl er gerade erst begann. Ich kann mir momentan nicht vorstellen, meine Menschis nicht so regelmäßig zu sehen. Was mach ich ohne Gretas und meine Gym-Sessions? Und Kaffeepausen mit Silvi? Fleur, die direkt ums Eck wohnt? Ich weiß nicht, wo es nach dem Master hingehen wird, und diese Ungewissheit macht die Zeit hier noch bitter-süßer. Klar, ist es irgendwie auch okay und ich bin sehr dankbar, für all die coolen Erfahrungen und Leute, die ich hier habe. Aber wie es auch in London war, wird der Abschied hart. Vielleicht will ich gerade auch gar nicht wahr haben, dass es sehr bald zu Ende ist. Dass bald alle ihren Weg gehen werden. Dass wir dann einfach fertig sind mit dem Studium. Gut, niemand hat mehr wirklich Lust drauf, von daher ist der Teil okay. Doch Studium bedeutet auch, dass wir hier gerade zusammen sind. Wieder habe ich Menschen kennengelernt, die ich nicht missen will. Wieder muss man sich trennen. Wieder ist man unendlich dankbar für die Zeit, und unendlich traurig, dass man nicht mehr davon hatte.
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